„Liebe an der Perfektion“ - Erfolg durch mentales Training
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- Geschrieben von Andi Hascher
- Veröffentlicht: Samstag, 22. Februar 2014 11:59
8. Überregionales Segelflug-Symposium beim Luftsportclub Pfarrkirchen – Europameister Janowitsch und Lutz referierten zusammen mit Mentalcoach Trimmel
Rund 90 Segelflieger und Luftsportinteressierte der Region nutzten die winterliche Pause ihres Sports, um beim 8. Segelflugsymposium des LSC Pfarrkirchen im Gasthof Brunnenhof in Postmünster erneut hochkarätigen Referenten zu lauschen. Den mittlerweile überregionalen Charakter der Veranstaltung unterstrichen Gäste aus Oberösterreich, Schwaben und dem Bayerischen Wald, die sich gemeinsam mit Kollegen der hiesigen Nachbarvereine austauschen konnten.
Als Referenten hatte der 1. Vorsitzende des LSC, Götz Koch, und der Pfarrkirchener Leistungsflieger Erwin Lorenz dieses Mal ein österreichisches Star-Trio des Segelflugs gewinnen können: Wolfgang Janowitsch und Andreas Lutz, amtierende Europameister in der Doppelsitzer-Klasse, wurden von ihrem Nationalcoach und Mentaltrainer Dr. Hermann Trimmel unterstützt.
Wolfgang Janowitsch startete mit einem kurzen Rückblick auf den Beginn seiner Fliegerkarriere: Im Alter von 16 Jahren setzte er sich bereits zum persönlichen Ziel, einmal Weltmeister im Segelflug zu werden. Diese Vision immer vor Augen, richtete er seine fliegerische Weiterbildung über die Jahre hinweg auf dieses Ziel aus. „Besonders das Wettbewerbsfliegen und der Vergleich mit anderen bringt einen enorm weiter“, so Janowitsch, der so bei diversen Teilnahmen an Europa- und Weltmeisterschaften seinen Flugstil perfektionieren konnte. Auf diesem Weg lernte er in den 90ern den Meteorologen Hermann Trimmel kennen, der ihn fortan als Coach und Mentaltrainer begleitete und weiter förderte: „Ist man leistungsmäßig bereits auf einem sehr hohen Niveau,“ stellte Trimmel fest, „so wird die mentale Komponente beim Fliegen immer wichtiger und letztlich auch entscheidend.“ Die totale Konzentration und „100%ige Hingabe auf die Tätigkeit“ (Janowitsch) im mehrstündigen Wettbewerbsflug kann das Zünglein an der Waage sein und über Sieg oder Niederlage entscheiden. Gemeinsam kultivierten Sie eine offene Ansprache von Fehlern und einen konsequenten Lernprozess. Zusammen mit mentalen Hilfsmitteln wie Meditation, Konzentrationsübungen und intuitiverem Handeln wurden sie so zu einem erfolgreichen Gespann, und Janowitsch schließlich mehrmalig Europa- und Weltmeister.
Zusammen mit dem dritten Referenten der Runde, Andreas Lutz, startete Janowitsch bei der EM 2013 im polnischen Ostrow in der Doppelsitzerklasse. „Die Rollenverteilung während des Fluges haben wir vorher natürlich abgesprochen“, so der junge Flugzeugkonstrukteur, „Wolfgang fliegt und ich kann mich vom hinteren Sitz aus mit dem optimalen Flugweg beschäftigen.“ Als besonders effektiv bezeichneten beide das Doppelsitzer-Fliegen, besonders dann, wenn man die Möglichkeit hat, sich mit einem erfahrenen Piloten das Cockpit zu teilen. Auf der Strecke werden Entscheidungen von beiden immer erst kurz diskutiert und anschließend gemeinsam getroffen: Fliegt man die Wolken rechts vom Kurs an, obwohl sie sich schon auflösen? Oder wählt man den Umweg über den ausgedehnten Laubwald mit wahrscheinlich guter Thermik? „Die Geduld beim Fällen von Entscheidungen hat uns schließlich den Titel gebracht“, so Janowitsch. Denn am vorletzten Wettbewerbstag in Polen war das Wetter für die Tagesaufgabe sehr am Limit, was die beiden zu einem großen Umweg im Bereich des letzten Wendegebietes der AAT veranlasste. Der Pilot weiter: „Mit Geduld warteten wir den Zeitpunkt ab, bis im Bereich südlich des letzten Sektors wieder frische Cumulus-Entwicklung zu erkennen war.“ Diese brachte den Arcus schließlich auf Endanflughöhe. „Unsere schärfsten Konkurrenten wählten eine östlichere Route und mussten nun mit Hilfsmotor heimfliegen.“ erläuterte Lutz mit einem kleinen Gewinnerlächeln.
Nachdem die drei Profis schließlich noch viele Fragen aus dem Publikum beantworteten, verloste Organisator Erwin Lorenz zum Abschluss unter allen Teilnehmern mehrere Abonnements eines Segelflug-Magazins und dankte den Vortragenden für ihr Kommen. Sein Dank galt auch den Mitgliedern und Damen des Luftsportclub Pfarrkirchen für ihr bewährtes Engagement bei der Bewirtung der Gäste mit Kaffee, Kuchen und Brotzeit. Mit den Worten „Wir sind schon gespannt auf das Symposium 2015“ schloss Lorenz die Veranstaltung. Für die Flugsaison 2014 wünschte er allen Piloten schöne und vor allem unfallfreie Flüge.
Eine gekürzte Fassung dieses Artikels ist erschienen in der Passauer Neue Presse vom 22. Februar 2014.